Bildungsakademie für Therapieberufe

Ergo- und Physiotherapieausbildung (mit Ausbildungsvergütung😃)

Physiotherapie – Mehr als nur Massieren

„Du bist Physio? – Dann massier mich doch mal“

Tun Ihnen abends nicht die Finger weh, wenn Sie den ganzen Tag massieren müssen?

Diese Sätze hat wahrscheinlich jeder Physiotherapeut, egal ob in der Ausbildung, im späteren Berufsalltag oder privat, bestimmt schon 100 mal gehört. Aber ist das wirklich so? Stehen Physios den ganzen Tag an der Behandlungsbank und massieren? Hier gibt es von mir ein ganz klares: NEIN!!!

Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen zeigen, wie viel hinter dem Beruf des Physiotherapeuten steckt.

Praktischer Unterricht Physios 2
Szene aus dem praktischen Unterricht der „Physios“

Zu Beginn werfen wir einen Blick auf die Ausbildungsstruktur an der Akademie. Aus der Schule kennt man die verschiedenen Fächer, wie Mathe, Deutsch oder Englisch. Wir richten uns allerdings nicht nach Fächern, sondern nach Modulen. Im ersten Ausbildungsjahr sollen die Lernenden einen Einblick in die Grundlagen bekommen, z.B. im Grundlagenmodul Bewegungssystem, wo erst einmal verschiedene Begriffe definiert und die Basics gelegt werden. Im weiteren Ausbildungsverlauf findet ein Ausbau der Grundlagen statt, sodass die einzelnen Inhalte mit Wissen und Techniken vertieft werden. Im ersten Ausbildungsjahr befinden sich die Lernenden normalerweise in der Akademie (oder durch Corona im Homeoffice, mit Onlineunterricht oder E-Learning-Aufgaben). Manchmal gibt es lehrerzentrierten Unterricht oder verschiedene Gruppenarbeiten, dann aber auch wieder praktischen Unterricht, wo man verschiedene Grifftechniken in Partner- oder Gruppenarbeit üben kann und sich eigene Dinge erarbeitet.

Praktischer Unterricht Physios
Die Theorie wird in die Praxis umgesetzt.

Im Unterricht werden alle Bereiche abgedeckt, so lernen sie die Neurologie mit Erkrankungen wie Parkinson, MS oder Schlaganfall kennen. Im Bereich der Chirurgie geht es um frisch operierte Patienten, die z.B. grade eine neue Hüfte oder ein neues Knie bekommen haben, in der Orthopädie mehr um die Reha dieser Knie- und Hüftpatienten, sowie die Behandlung bei Rückenschmerzen. Im Bereich der Inneren Medizin lernen sie, wie man einen Herzinfarkt, eine Lungenerkrankung oder Patienten mit Bauchoperationen behandelt. Auch die kleinen Patienten, ob im Säuglingsalter, Kindergarten- oder Schulkindalter, werden mit verschiedenen Techniken behandelt.

Es geht allerdings nicht ausschließlich um praktische Inhalte und Krankheitsbilder, sondern ebenfalls um Inhalte wie wissenschaftliches Arbeiten, Arbeitsmedizin oder Kommunikation, in denen die Lernenden geschult werden sollen.

Im zweiten Ausbildungsjahr geht es dann mit der praktischen Berufsausbildung (pBA) weiter, wobei die Lernenden in verschiedenen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Rehakliniken oder Praxen die gelernten Inhalte am „echten“ Patienten umsetzen können. Diese pBA-Phasen dauern ca. 8 Wochen, bevor es mit dem theoretischen Inhalt in der Akademie weitergeht. Das Ganze wechselt sich bis zur staatlichen Prüfung immer wieder ab, sodass jeder Lernende in 5 praktischen Phasen Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Kliniken und Bereichen sammeln kann. Sie sind in den Bereichen Chirurgie, Orthopädie, Innere Medizin/Gynäkologie, Pädiatrie und Neurologie/Psychiatrie unterwegs, wo es immer wieder andere Schwerpunkte der Behandlung gibt. Sie müssen sich auf jeden Patienten neu und individuell einlassen und können nicht das „Standardprogramm X“ für alle Patienten nehmen.

Ein weiterer Bestandteil sind verschiedene Projekte. Zum Beispiel gibt es einen Fun-Sport-Tag in Medebach, einen Ausflug in die Anatomie, wo man an einer präparierten Leiche die einzelnen Strukturen unter realen Verhältnissen kennenlernen kann, einen Ausflug in die Bäderabteilung, um den Bereich der Hydrotherapie mit kalten und warmen Güssen kennen zu lernen, oder eine Arbeit in Kleingruppen, wie Menschen mit Behinderungen ihren Alltag meistern.

Exkursion mit Rollstuhl
Exkursion mit dem Rollstuhl nach Dortmund

Dabei haben Gruppen z.B. versucht, mit einem Rollstuhl nach Dortmund zum Shoppen zu fahren und bemerkt, vor welchen Hindernissen man steht, wenn Bordsteine oder Treppenstufen im Weg sind. Oder wie es ist, sich blind zurecht zu finden, egal ob beim Einkaufen oder beim Essen zubereiten.

So vielfältig wie die Ausbildung ist, ist auch das ganze Berufsfeld des Physiotherapeuten aufgebaut:

Berufsfeld Physiotherapie
Das komplexe Berufsfeld der Physiotherapie

Zum Abschluss nochmal an alle: Ja, wir können massieren, aber wir können noch viel mehr als das.

Jacqueline Siewers

Physiotherapeutin, Pädagogische Mitarbeiterin