Bildungsakademie für Therapieberufe

Ergo- und Physiotherapieausbildung (mit Ausbildungsvergütung😃)

Kultursensible Ergo- und Physiotherapie lehren und lernen

„Globalisierung“, „Internationalisierung“ und das „Zusammenrücken der Weltgesellschaft“ sind nur einige von vielen Begriffen, die heutzutage die Medien prägen, um die kulturelle Vielfalt unserer Weltbevölkerung abzubilden. Die Globalisierung bringt sowohl soziale und ökologische als auch kulturelle Herausforderungen mit sich, welche zum einen den privaten und zum anderen den beruflichen Kontext spürbar prägen. Dabei spielt die interkulturelle Kompetenz eine bedeutende Rolle – und zwar nicht mehr nur in transnationalen Großunternehmen, wie beispielsweise Airbus, sondern auch in der Gesundheitsbranche, wie zum Beispiel der Physio- und Ergotherapie.

Viele interkulturelle Hände
Kulturelle Vielfalt der Weltbevölkerung

Viele verschiedene Kulturen treffen während dem pflegerischen und therapeutischen Behandlungsprozess aufeinander. Auf der einen Seite erschweren sprachliche, kulturelle und religiöse Barrieren den Interaktionsprozess zwischen medizinischem Fachpersonal und Patienten, und auf der anderen Seite treffen verschiedene Auffassung und Definitionen von Gesundheit und Krankheit aufeinander. Besonders sprachliche Barrieren fördern die Entstehung von Missverständnissen, Konflikten und Fehldiagnosen. Somit rückt der sogenannte kultursensible Behandlungsprozess im ergo- und physiotherapeutischen Alltag immer mehr in den Vordergrund und wird für ein optimales Behandlungsergebnis unabdingbar. Ein wichtiges Merkmal des kultursensiblen Behandlungsprozesses ist das Verständnis für sprachlich-, kulturell-, religiös- und ethnisch-bedingte Disparitäten auf Seiten des Therapeuten, sodass sich Patienten mit Migrationshintergrund verstanden und wertgeschätzt fühlen.

Folgende Probleme treten häufig während der Behandlung von Patienten/Klienten unterschiedlicher kultureller Abstammung auf:

  • Der Patient/Klient hat Probleme, seine Erkrankung und sein Leiden verständlich darzulegen.
  • Der Therapeut versteht folglich nicht, an welcher Erkrankung der Patient/Klient leidet.
  • Die relevanten Informationen können nicht verständlich kommuniziert werden.
  • Der Patient/Klient gibt nicht alle Informationen preis, sodass eventuell relevante Informationen verloren gehen.
  • Der Patient/Klient möchte sich nicht entkleiden, sodass die Palpation wichtiger Strukturen erschwert wird.
  • Eine Patientin/Klientin darf aufgrund ihrer Herkunft ausschließlich von weiblichen Therapeuten behandelt werden. 

Umso wichtiger ist es, dass wir als Ergo- und Physiotherapeuten interkulturelle Kompetenzen entwickeln, um einen kultursensiblen Behandlungsprozess zu gestalten, welcher zu einem optimalen Behandlungsergebnis führt. Diese interkulturellen Kompetenzen können bereits während der Ausbildung angebahnt werden, indem beispielsweise verschiedene Kulturen und ihre Normen und Werte theoretisch dargelegt und in einem Rollenspiel praktisch nachgestellt werden. Die Lerneinheit „Menschen aus fremden Kulturen“ impliziert genau dies und bahnt ein Verständnis für kulturelle Diversitäten, verschiedene Sprachen und Religionen an.

Folgende Fragen, Unklarheiten und unbekannte Situationen können im Rahmen des Unterrichts beschrieben, erläutert und diskutiert werden, sodass ein respektvoller und toleranter Umgang mit Patienten/Klienten mit Migrationshintergrund im Praxisalltag gelingen kann:

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der interkulturelle Kompetenzentwicklungsprozess im Gesundheitswesen in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Mithilfe von interkulturellen Trainingseinheiten, Rollenspielen und Brainstorming können verschiedene Kulturen und deren Traditionen, Werte und Normen dargelegt, diskutiert und praktisch demonstriert werden. Das Hauptziel dabei liegt in der Ausbildung von diversitätssensiblen, empathischen Therapeuten, welche mit einer gewissen Offenheit, Akzeptanz und Toleranz Menschen aus anderen Kulturen gegenübertreten und somit ein optimales Behandlungsergebnis erreicht werden kann. Dies belegt abschließend die Forderung von Taylor:

„Sofern wir die kulturelle Vielfalt im Gesundheitsbereich unterstützen und fördern möchten, müssen wir Diversity-kompetente Praktiker und Kollegen werden. Nur so können wir die kulturellen Unterschiede untereinander anerkennen und verstehen!“ (vgl. Taylor, 2007, S. 278)

Melanie Scheeren, Physiotherapeutin

Pädagogische Mitarbeiterin