Ergo- und Physiotherapieausbildung (mit Ausbildungsvergütung😃)

Und welches Hilfsmittel soll es nun werden?

Anpassung eines Hilfsmittels.
Anpassung eines Hilfsmittels.

Wer sich in Deutschland mit der Hilfsmittelversorgung auseinandersetzt, der verliert schon mal schnell den Überblick. Neben den Formalien für die Beantragung gibt es einen Dschungel aus Produkten. Ein passendes Hilfsmittel zu finden, ist ohne Fachpersonal kaum möglich.

Am 24.01.2023 war das Sanitätshaus Sittler zu Besuch in der Bildungsakademie, um für die angehenden Physio- und Ergotherapeut:innen der Oberstufen etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Neben einem informativen Vortrag zu den Themen Amputation und Prothetik, konnten die Lernenden verschiedenste Orthesen und Alltagshilfen ausprobieren. Weiterhin wurden mögliche Schnittstellen zwischen den Berufsgruppen aufgezeigt und verdeutlicht, wie wichtig eine Hand-in-Hand Zusammenarbeit ist.

Fallbeispiel:

Frau X hatte vor einigen Wochen einen Schlaganfall und zeigt eine Fußheberschwäche. Die Klientin bleibt beim Treppensteigen und beim Gehen mit den Zehen hängen, stolpert und stürzt teilweise. Beim Gehen beobachten die Therapeut:innen, dass das linke Bein aus der Hüfte herausgehoben und der Oberkörper stark zur Seite geneigt wird. Die Klientin gibt zudem starke Rückenschmerzen an. Der Therapeut empfiehlt den Einsatz einer Orthese.

Doch welche könnte für Frau X die Richtige sein?

Eine kleine Auswahl orthopädischer Hilfsmittel.
Eine kleine Auswahl orthopädischer Hilfsmittel.

Bei dieser Frage unterstützen die Orthopädietechniker:innen der Sanitätshäuser. Sie haben einen Überblick über die Produkte und können konkrete Vorschläge für eine Orthese machen. Sofern eine Orthese ausgewählt wurde, wird sie mit dem Klienten gemeinsam erprobt. Die Therapeut:innen können diese Orthese dann im Rahmen einer Gangschule oder in Alltagssituationen mit dem Klienten gemeinsam erproben. Auch edukative Inhalte gehören hier mit in die Therapie (Wie wird die Orthese angelegt? Wie nutze ich diese?). Wer kennt keinen Klienten, der sein Hilfsmittel/seine Orthese original verpackt in der Ecke liegen hat? Eine mangelhafte Hilfsmittelversorgung ist wenig hilfreich für einen Klienten, bedeutet zudem aber auch für das Gesundheitswesen weitere Kosten und sollte vermieden werden. Während der Erprobung des Hilfsmittels stellte sich bei Frau X heraus, dass die Klientin mehr funktionelle Unterstützung bekommt, als sie eigentlich benötigt.

So viel wie nötig, so wenig wie möglich!

Ergos und Physios mit Beinprothese.
Ergos und Physios mit Beinprothese.

Dementsprechend wurden weitere Orthesen in Rücksprache mit den Orthopädietechniker:innen und den Therapeut:innen erprobt, um letztlich für Frau X eine optimal passende Versorgung zu gewährleisten. Mit dieser Orthese berichtet Frau X über deutlich mehr Sicherheit beim Gehen. Sie geht wieder eigenständig einkaufen und konnte darüber hinaus ihr Gangbild positiv verändern. Mithilfe der Orthese hebt Frau X ihr linkes Bein nun nicht mehr über die Hüfte an, sondern es zeigt sich ein fast unauffälliges Gangbild. Hierdurch wird der Oberkörper nicht mehr zur Seite verlagert, sodass die starken Rückenschmerzen von Frau X ebenfalls nachlassen. An diesem Fallbeispiel soll die Wichtigkeit der Schnittstelle (Klient:in, Therapeut:innen, Orthopädietechniker:innen) verdeutlicht und zu mehr Zusammenarbeit aufgerufen werden 😊

Lea Rüther,

Pädagogische Mitarbeiterin