Die Sehnsucht nach einem „normalen“ Akademiealltag ist groß. Und auch, wenn dank eines sehr gut funktionierenden Online-Unterrichts, wie im letzten Artikel beschrieben, die Ausbildungsinhalte weiter fortgeführt werden konnten, zeigen sich bei bestimmen Fachinhalten auch Grenzen.
Welche Anforderungen gilt es daher zu erfüllen, um Präsenzunterricht, bei dafür notwendigen niedrigen Inzidenzwerten, schnellstmöglich und mit einem guten Gefühl wieder einführen zu können?
CO2-Messgeräte für die Bildungsakademie
Aufmerksam wurden wir in diesem Zusammenhang auf ein Projekt von Forschern der Fachhochschule Aachen. Das Forscherteam MASKOR (Mobile Autonome Systeme und Kognitive Robotik), indem unter anderem Prof. Dr. Michael Reke (ehemaliger Schüler des Gymnasiums der Benediktiner in Meschede) tätig ist, entwickelte gemeinsam mit ihren angehenden Studenten der Elektro- und Informationstechnik einen Bausatz zur CO2-Messung in Klassenräumen. Ziel dabei ist ein rechtzeitiges und effektives Lüften, um eine dauerhaft geringe Aerosolbelastung zu gewährleisten. Den Forschern gelang es einen hochwertigen und zugleich preiswerten Bausatz eines zuverlässigen CO2-Messgerätes zu entwickeln, welches speziell für den Einsatz in der Lehre vorgesehen ist. Da der CO2-Anteil in der Raumluft mit der Aerosolbelastung korreliert, ermöglicht dieser Ansatz nicht nur ein geringeres Ansteckungsrisiko mit Covid-19, sondern sorgt zudem mit einer guten Luftqualität für konzentriertes und effektives Lernen.
Gerne wollten wir zudem das Projekt der Aachener Studenten unterstützen. Auch unsere Lernenden konnten als angehende Physiotherapeuten ihr eigenes technisches Können durch den Aufbau der CO2-Messgeräte unter Beweis stellen. Anhand einer dafür vorgesehenen online-Bauanleitung wurden die Messgeräte von unseren Lernenden selbst zusammengebaut und erzielten dabei einen zusätzlichen Lerneffekt im Bereich der Elektro- und Informationstechnik.
Die Messgeräte sind so vorkonfiguriert, dass bereits bei einem Messwert von 1000 ppm (parts per million, wörtlich übersetzt „Anteile pro Million“) CO2 die Ampel ein gelbes Licht anzeigt und ein gezieltes Durchlüften ermöglichen, bis die Ampel wieder auf Grün springt.
Praktischer Unterricht vor Ort
Aber nicht nur eine gute Luftqualität ist ausschlaggebend, um grünes Licht für einen, unseren hohen Ansprüchen genügenden, qualitativ guten Präsenzunterricht anbieten zu können. Strenge Maßnahmen, wie das Tragen einer FFP-2 Maske oder die Aufteilung der Kurse auf Lerngruppen, nicht größer als 10 Teilnehmer pro Raum, stellten uns vor weitere Herausforderungen.
Vor allem die praktischen Lehrinhalte, wie zum Beispiel die Durchführung einer korrekten Vojta- oder Bobathbehandlung, können nicht nur rein über das „Zuschauen“ online erfolgen, sondern müssen am menschlichen Körper erprobt und geübt werden. Anhand einer gut ausgestatteten medialen Infrastruktur (digitale Activboards, Laptops, Kamerasysteme) und eines stabilen W-LAN-Netzes in unseren neuen Räumlichkeiten, gelingt es uns, den praktischen Unterricht in drei Räumen gleichzeitig zu lehren.
Ebenso verlangen Unterrichtseinheiten der Kommunikation und Gesprächsführung nach Interaktion und präsenter Teilnahme. Indem wir zwei Lehrräume, getrennt durch eine Fensterwand, nutzen können, gelingt es uns, einen kompletten Kurs aktiv und vor Ort am Präsenzunterricht teilnehmen zu lassen. So können anhand gezielter Fallbeispiele im ergo- oder physiotherapeutischen Bereich Rollenspiele durchgeführt, analysiert und supervidiert werden.
Um trotz aller Bemühungen und ideenreichem Know-how den Präsenzunterricht so reibungslos wie möglich zu gestalten, bleibt uns dennoch auch nur die Hoffnung, dass wir möglichst bald wieder die Akademie mit mehr Leben füllen können. Das menschliche Miteinander, die Gespräche zwischen Tür und Angel, der Austausch der Lehrinhalte in Kleingruppen oder eine ausgelassene Mittagspause unter Lehrenden und Lernenden ist doch das, was gemeinsames Lernen und die Lust auf diese sozialen Berufszweige der Ergo – und Physiotherapie auszeichnet.
An dieser Stelle vor allem einen herzlichen Dank an unsere Lernenden, die mit großem Eifer und Engagement ihre Ausbildung in Zeiten der Pandemie auf hohem Niveau fortführen und sich stets flexibel und offen den nicht immer einfachen Gegebenheiten anpassen.
Julia Borggrebe, pädagogische Mitarbeiterin
Logopädin, Sozialpädagogin, System. Beraterin
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